Aufbruch und Umbruch am Immobilienmarkt
Die Zinswende war weltweit eine Zäsur für den Immobilienmarkt. Die Preise sind seit vielen Jahren erstmals wieder gefallen. Gleichzeitig ging auch die Nachfrage zurück. Doch eine Trendwende ist in Sicht – in doppelter Hinsicht. Vor allem energetische Sanierungen werden zu einem immer wichtigeren Thema. Worauf müssen wir uns in den kommenden Monaten einstellen?
Trotz all der Hektik der letzten Monate war auf eine Konstante Verlass: Luxus geht immer. Einfamilienhäuser oder sanierte Wohnungen in Toplagen sind nach wie vor begehrt. Menschen, die nicht auf einen Kredit angewiesen sind, suchen jederzeit nach neuen Objekten. Diese Lektion hatten wir schon vor der vermeintlichen Krise gelernt, und jetzt hat sie sich wieder bestätigt.
Ich rede bewusst von einer vermeintlichen Krise, weil meiner Meinung nach wieder etwas mehr Normalität eingetreten ist. Die Geschwindigkeit, in der sich die Immobilienpreise und in den letzten 10-15 Jahren entwickelt haben, war schon sehr schnell. Ein Dämpfer war überfällig, auch wenn viele Maklerunternehmen nun vor Problemen stehen. Vor allem die ganz großen Häuser mit hohen Fixkosten und ganz kleine Makler mit zu wenig Kunden sind jetzt akut bedroht.
Ein Grund, warum einige Immobilienunternehmen momentan vor Problemen stehen, ist, weil sie das Thema energetische Sanierung viel zu lange ignoriert haben. Dabei wird uns dieser Bereich in den nächsten Jahren immer stärker begleiten. Es ist noch nicht zu spät, sein Geschäftsmodell daran anzupassen.
Allen Kolleginnen und Kollegen kann ich nur raten, eng mit Energieberatern zusammenzuarbeiten. In unserer Unternehmensfamilie konnten wir schon vor einigen Monaten einen Energieberater als Partner gewinnen, der sich vor Aufträgen kaum retten kann. So entstehen ausgezeichnete Synergien: Wir können Objekte gewinnen, deren Eigentümer die Sanierung finanziell nicht mehr bewerkstelligen können. Das sind vor allem ältere Menschen, die veraltete Heizsysteme und schlecht gedämmte Häuser haben.
Vor dem Hintergrund weiter steigender Mieten wenden sich auch immer mehr Leute bei uns, die raus aus der Mietwohnung und kaufen wollen. Auch hier kommt wieder Bewegung in den Markt.
Auch am Zinsmarkt gibt es Anzeichen, dass sich der Wind dreht. Ich gehe – genau wie viele Experten, mit denen ich hin stetigem Kontakt bin – davon aus, dass die Zinsen schon in sechs bis zwölf Monaten wieder sinken werden. Auf welches Niveau, das bleibt abzuwarten. Es herrscht aber nicht nur Aufbruch-, sondern auch Umbruchstimmung.
Dass sich die Zinskurve invers entwickelt, zeigt sich bereits. Es herrscht Aufbruchstimmung, wir können schon jetzt deutlich mehr Bewegungen und Transaktionen am Markt beobachten als noch vor drei Monaten. Viele Menschen haben erkannt, dass wir das Zinsniveau von 2021 auf lange Sicht nicht mehr erreichen werden, während die Mieten weiter steigen. Jetzt und in den kommenden Monaten ist es deshalb eine gute Zeit, um in eine Immobilie zu investieren und sich für die nächsten 15-20 Jahre festzulegen. Die Immobilienpreise werden in der nächsten Zeit noch leicht sinken, aber wir werden spätestens im kommenden Jahr wieder einen Anstieg sehen.
Auch Immobilienverwalter müssen sich auf diese neuen Gegebenheiten einstellen. Sie sollten sich vor allem auf Vermieter konzentrieren, die ihre Immobilien sanieren wollen – die Zahl wird mittelfristig zunehmen. Und auch hier ist die Zusammenarbeit mit einem Fachplaner wärmstens zu empfehlen, damit die Projekte reibungslos ablaufen. Wenn es noch nicht geschehen ist, sollten Verwalter sich auch ein großes Handwerkernetzwerk aufbauen. Wie wichtig das sein kann, konnten wir in letzter Zeit auch beobachten.
Aufregende Zeiten liegen sowohl hinter als auch vor uns. Wer nicht starr an den bisherigen Verhältnissen festhält, wird auch in Zukunft am Markt bestehen können. Ich sehe den nächsten Monaten und Jahren positiv entgegen.
Über den Autor:
Achim Amann, Geschäftsführer BLP Investments und Vorstandsmitglied IVD Berlin/ Brandenburg
Black Label Immobilien
IVD Berlin Brandenburg
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