Gebäude mit Geschichte: Der Bendlerblock (Tiergarten)

Gebäude mit Geschichte: Der Bendlerblock (Tiergarten)

Vielleicht zum Einstieg ein Fun Fact: der Bendlerblock hieß nie Bendlerblock; dennoch ist der Gebäudekomplex unter diesem Namen in der ganzen Welt bekannt. Bekanntheit erlangte der Bendlerblock durch das misslungene Attentat des damaligen Stabschef Stauffenberg auf Adolf Hitler. Am 20. Juli jährt sich das Datum des Attentats mit der darauffolgenden Erschießung der Widerstandsgruppe zum 74. Mal – aber der Reihe nach.

 

Geschichte

Der Gebäudekomplex zwischen Tiergarten und Landwehrkanal wurde vom Architekturbüro Reinhardt & Süßenguth geplant und zwischen 1911 und 1914 für das Reichsmarineamt gebaut. Erschlossen wurde das Gelände von Ratsmaurermeister Johann Christoph Bendler (1789-1873), der der Stadt Berlin ein größeres Stück Baugelände überließ – daher wurde ihm zu Ehren die Verbindungsstraße benannt, die vom Landwehrkanal Richtung Tiergarten führt und 1955 in Stauffenbergstraße umbenannt wurde. Die Gebäude werden seither von verschiedenen militärischen Ämtern genutzt. Zwischen 1926 und 1938 entstanden nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Kreis zusätzliche An- und Neubauten in Nachbargrundstücken in der Bendlerstraße 10-13. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff „Bendlerblock“, der zwar gebräuchlich bis zum heutigen Tage ist, aber nie so offiziell eingeführt wurde.

 

Attentat

Der Bendlerblock ist weltweit in erster Linie dafür bekannt, dass sich dort der Widerstand gegen das NS-Regime formte. Eine Gruppe um General Hans Oster plante 1938 vergeblich einen Umsturz, um Hitler an einem militärischen Vorgehen gegen die Tschechoslowakei zu hindern. Um General Olbricht arbeitete Anfang der 1940er Jahre eine Gruppe an der Entmachtung des NS-Regimes, bekannt unter dem Operationsnamen „Walküre“. Da Oberst Graf von Stauffenberg als Befehlshaber des Ersatzheeres Zugang zu Lagebesprechungen im „Führerhauptquartier Wolfschanze“ hatte, zündete er dort die Bombe, die ihr Ziel verfehlen sollte. Währenddessen versuchten die Verschwörer zeitgleich, den Staatsstreich in Gang zu setzen.

Stauffenberg und seine engsten Vertrauten versuchten noch bis in die Abendstunden, den Sturz des NS-Regimes herbeizuführen, jedoch vergeblich. Noch in derselben Nacht wurden er und seine Mitstreiter im Innenhof des Bendlerblocks durch ein Erschießungskommando hingerichtet.

 

Westberlin

Der Umgang im Nachkriegsdeutschland mit dem Bendlerblock war zwiespältig.  Auf Anregung der Angehörigen der Widerstandskämpfer wurde zwar am 20.07.1953 ein Ehrenmal im Innenhof des Bendlerblocks enthüllt und somit eine international bekannte Gedenkstätte geschaffen, aber das war’s dann auch erst einmal. Die alten Offizierswohnungen: wurden vermietet. Bis heute gibt es noch einige wenige Mieterinnen und Mieter, die Wohnungen werden aber nicht mehr neu vermietet.

1955, also volle 10 Jahre nach Kriegsende wurde schließlich die Bendlerstraße in Stauffenbergstraße umbenannt. Am 20.07.1960 wurde im Ehrenhof dann auch endlich eine Gedenktafel mit den Namen der im Bendlerblock erschossenen Offiziere enthüllt, 1980 kam eine weitere Inschrift am Hofzugang dazu. 1968 schließlich wurde eine erste Ausstellung über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus eröffnet und 1983 erweitert. 2014 wurde sie ein weiteres Mal umgestaltet.

 

Gegenwart

Der Gebäudekomplex war im Laufe der Jahrzehnte Herberge zahlreicher Dienststellen und Bundesbehörden, nach der Wende wurde 1993 beschlossen, dass Verteidigungsministerium als zweiten Dienstsitz neben der Hardthöhe in Bonn in den Bendlerblock zu verlegen. Diese Entscheidung war bewusst getroffen worden und soll die Tradition des militärischen Widerstandes gegen das NS-Regime unterstreichen.

Neben der andauernden Nutzung des Verteidigungsministeriums gibt der Bendlerblock freilich eine fantastische Filmkulisse ab. 2004 wurde hier für den Fernsehfilm „Stauffenberg“ die Erschießungsszene am Originalschauplatz nachgespielt – ebenso wie im Hollywood-Film „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ mit Tom Cruise.

Just diesen Februar ist die Ausstellung „Stille Helden“  in den Bendlerblock umgezogen, da sie hier erweitert werden konnte. In dieser Ausstellung geht es um Menschen, die während der NS-Zeit Juden geholfen haben, portraitiert werden exemplarisch 10 Menschen, insgesamt sind die Namen von über 3000 Menschen bekannt.

„Sie zeigen, was möglich gewesen wäre, als die meisten Deutschen nichts dagegen unternommen haben“
— Johannes Tuchel (Leiter der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Gebäude mit Geschichte: Der Bendlerblock (Tiergarten)

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bendlerblock
https://www.gdw-berlin.de
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/berlin-mitte-die-letzten-mieter-im-bendlerblock-23632510
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2018/02/gedenkstaette-stille-helden-berlin-umgezogen.html
https://www.in-berlin-brandenburg.com/Sehenswuerdigkeiten/Gedenkstaetten/Bendlerblock.html
https://www.bmvg.de/de/ministerium/geschichte-des-verteidigungsministeriums/der-bendlerblock

 

Bildquellen:

Adam Carr, Jörg Zägel