Gebäude mit Geschichte: Ku’damm-Bühnen (Charlottenburg)
Ende, aus – der letzte Vorhang ist gefallen. Am 27. Mai schlossen sich die Pforten der Ku’damm Bühnen nach fast 100 Jahren für immer – die Theaterhäuser werden abgerissen. Fun Fact: Vom IVD Büro aus kann das Team die Fortschritte Live mitverfolgen!
Entstehungsgeschichte
Anfang der 1920er Jahre wirbelte eine Künstlertruppe mit dem Namen „Berliner Seccession“ (u.a. dabei: Max Liebermann) mit dem Impressionismus die Kunstszene auf. In ihren Räumen wurde 1921 das Theater am Kurfürstendamm eröffnet. Die Umbaupläne kamen von Oskar Kaufmann, der für viele Entwürfe von Berliner Theatern (u.a. Hebbeltheater) steht. 1927 übernahm Ferdinand Bruckner die Bühne, aber bereits 1928 wurde sie von der Baupolizei geschlossen. In ebendiesem Jahr übernahm dann Max Reinhardt die Bühne und beauftragte ein weiteres Mal Oskar Kaufmann mit dem Umbau – erst 1931 wurde das Theater wieder eröffnet. 1933 wurde Hans Wölffer Direktor von Theater und Komödie und blieb es, bis sie 1942 enteignet und verstaatlicht wurden. Hans Wölffer war kein Mitglied in der NSDAP. Beide Theater wurden 1943 kriegsbedingt schwer beschädigt.
Westberlin
Nach dem zweiten Weltkrieg ging es ein bißchen hin und her: 1946 wurden die Theater aufgebaut, 1947 in Betrieb genommen, 1948 zog jedoch ein Kino ein, 1949 übernahm die „Freie Volksbühne“ die Spielstätten, die 1963 in ein eigenes Haus umzogen. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Hans Woelffer erneut die Direktion, seine Söhne Jürgen und Christian holte er mit ins Boot. 2004 übergab Jürgen Woelffer die Direktion wiederum weiter an seinen Sohn, Martin Woelffer, der die Direktion innehatte bis heute.
Ein Ende, deme in Anfang inne wohnt
1998 wurde die Bestandsgarantie der Bühnen für 8 Millionen D-Mark verkauft. 2003 wurde das Kudamm Karree, in dem sich die Theater befinden, an die db-Real-Estate verkauft – und drohte wie alle nachfolgenden Besitzer drohten, die Theater abzureißen. 15 Jahre lang plante und probte man Theater quasi wie unter dem sprichwörtlichen Damoklesschwert. Zwei Mal – 2006 und 2016 wurden um die jeweils 200.000 Unterschriften zum Erhalt der Theater gesammelt. Es half wenig, aber schlussendlich gab es von Seiten der Berliner Politik die Auflage, dass im Kudamm-Karree weiterhin Theater stattfinden muss. Martin Woelffer darf nach 15 Jahren der Ungewissheit ein neues Theater entwerfen. 15 Millionen soll der Bau kosten, für mindestens 20 Jahre darf Woelffer es mietfrei betreiben, der Senat stockt außerdem die Förderung auf 900.000 Euro auf. Der Spielbetrieb wird die nächsten drei Jahre im nahliegenden Schiller-Theater stattfinden.
Promis? Promis!
Zur letzten Vorstellung stand Vollblut-Berlinerin Katharina Thalbach noch einmal auf den historischen Brettern, die für viele bekannte und berühmte Schauspielerinnen und Schauspieler die Welt bedeuteten, sie war aber bei Weitem nicht die einzige Bekanntheit.
Sie wollen weitere Namen? Bitte, hier nur ein kleiner Auszug: Inge Meysel, Georg Thomalla, Grete Weiser, Grit Boettcher, Johanna von Koczian, Johannes Heesters, Judy Winter, Witta Pohl, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai, Maria Furtwängler, Bastian Pastewka, Christoph Maria Herbst, Michael Kessler und natürlich Harald Juhnke, Günter Pfitzmann und Brigitte Mira.
Mittendrin statt nur dabei
Die Lage des IVD-Büros führt dazu, dass wir quasi live und direkt den Abriss von der Rückseite verfolgen können. Manchmal bebt das ganze Haus vom schweren Gerät, manchmal ist es einfach nur laut. Auf alle Fälle ist der Abriss beeindruckend und das Team ist gespannt, wie die Umwandlung am Ende aussehen wird.

Bildquelle:
Pixabay
Quellen:
Theater-Rundgang mit Martin Woelffer
Tagesspiegel
BZ Berlin
Wikipedia