Gebäude mit Geschichte: Schloss Charlottenburg

Gebäude mit Geschichte: Schloss Charlottenburg

Anfang August ist „es“ passiert, nach über 180 Jahren hat sich die Agave in der Orangerie des Schloss Charlottenburg dazu entschlossen zu blühen. Diesmal mit doppelt so vielen Blüten wie damals – es lag wohl an der besonders heißen und trockenen Witterung. Was gibt es sonst noch zu sehen im und ums Schloss Charlottenburg?

 

Einst in ländlicher Idylle – heute mitten im Großstadttrubel

Kennen Sie Lietzow? Dieser Ort lag einmal am Südufer der Spree zwischen dem heutigen Ernst-Reuter-Platz und damals noch nicht vorhandenen Schloss Charlottenburg, nördlich der Otto-Suhr-Allee. Erstmals erwähnt wurde der Ort um 1239 als „Lietzow“, seit dem 18. Jahrhundert ist er auch als „Lützow“ erwähnt. Historische Bausubstanz des Ortes Lietzow ist allerdings quasi gar nicht erhalten.

Das idyllisch-ländliche Lietzow lag etwa 7 km westlich der Stadt Berlin, als der Kurfürst Friedrich III. von Preußen im Jahr 1695 es seiner Frau Sophie Charlotte im Austausch für ihren Landsitz Caputh schenkte. Sie beauftragte den brandenburgischen Baumeister Johann Arnold Nering, dort ein Sommerschloss im Stile des französischen Barock zu errichten. Da er nur wenige Monate später verstarb, übernahm der Berliner Baumeister und Architekt Martin Grünberg das Projekt.

Als das Schloss 1699 eingeweiht wurde, wurde ihm der Name „Lützenburg“ verliehen, auch wenn es damals noch überschaubare Maße hatte. Erst nachdem das Paar 1701 die Königswürde erhielt, wurde es repräsentativer ausgebaut und erhielt im Laufe der nächsten Jahrzehnte eine Dreiflügelanlage mit Turm, Kapelle und Orangerie.

 

Der Schlossgarten

Der Schlossgarten – im Volksmund aber eigentlich immer als „Schlosspark“ bezeichnet – wurde ab 1697 vom Gärtner Siméon Godeau nach Versailler Vorbild angelegt und gilt als eine der ersten französischen Barockanlagen in den damaligen deutschen Ländern. Die geometrische Gliederung folgt einer zentralen Längsachse, die durch den Mittelpunkt des Schlosses hindurchführt. Im Stile der Zeit wurden viele rechteckige Felder mit Broderien (frz. für „Stickerei“) angelegt – kunstvolle Ornamente auf dem Boden, geformt durch Buchsbaum und Kies, die wie gepflanzte Stickereien wirken, dazwischen ein Wasserbecken mit Fontände. Die vier großen, weißen „Königsvasen“, die anlässlich der Krönung Friedrichs I. (1657–1713) im Januar 1701 erschaffen wurden, markieren diese Hauptachse als „Königsweg“. (Anm. der Redaktion: In die Vasen „getopfte“ Kinder und Enkelkinder geben ein ganz vorzügliches Fotomotiv ab!)

 

Nichts bleibt, wie es ist

Die kluge und weltoffene Sophie Charlotte, die durch den Park flanierend gerne „Disputgespräche“ mit einem gewissen Herrn Leibniz führte, verstarb 1705 viel zu früh mit 36 Jahren an einer Halsentzündung. Nun erst erhielt das Schloss den Namen „Charlottenburg“ – ebenso wie der Ort, an dem es steht und das alte Lietzow wurde eingemeindet. Ab 1786 nach dem Tod Friedrich des Großen wurde der Schlosspark stark umgestaltet. Barock war nicht mehr angesagt, der englische Stil in der Art von naturnahen Landschaftsparks kam nun in Mode. Bäche und Wege schlängeln sich malerisch durch waldartige Gehölze, weite Wiesen wachsen unbehelligt, Fliederhaine verströmen im Frühling betörenden Duft. Das steife Korsett des 18. Jahrhunderts findet sich im nördlichen Teil des Parks überhaupt nicht mehr wieder und setzt einen reizvollen Kontrast zur ursprünglichen „geordneten“ Gestaltung des Parks, der heute knapp 55 ha umfasst und somit wirklich zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt.

Im ersten Weltkrieg wurde das Schloss zeitweise als Lazarett genutzt, im zweiten Weltkrieg wurden Park und Schloss stark beschädigt, wie an vielen vergleichbaren Orten wurden im Park Kartoffeln angebaut. Ab 1948 setzte sich vor allem die die Direktorin der Westberliner Schlösserverwaltung, Margarete Kühn, für einen Wiederaufbau ein, der 1957 abgeschlossen wurde.

 

Fun Facts

  • Als 2004-2006 das Schloss Bellevue renoviert wurde, wurde das Schloss Charlottenburg vorübergehend vom Bundespräsidenten genutzt.
  • 2013 verabschiedete die Bundesregierung Barack Obama mit einem Staatsbankett im Schloss Charlottenburg
  • Das verschollene Bernsteinzimmer war ursprünglich für das Schloss Charlottenburg vorhergesehen

 

Gebäude mit Geschichte: Schloss Charlottenburg

 

Entspannung und Kultur für Groß und Klein

Ob Schloss oder Schlosspark – die gesamte Anlage lädt Groß und Klein zum Flanieren und Staunen ein. Bis Oktober ist das Schloss täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, ab November bis 17 Uhr. Der Park bleibt bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Ein perfekter Ort, um die letzten warmen Tage dieses Sommers zu genießen. Es gibt auch einen empfohlenen Rundgang für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

 

Quellen:

https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-charlottenburg-altes-schloss/
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Charlottenburg
https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3561308-3558930-schloss-charlottenburg.html
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/08/agave-blueht-in-berlin-charlottenburg.html
https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schlossgarten-charlottenburg/
https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3560428-3558930-schlosspark-charlottenburg.html

 

Luftaufnahme-Video der Anlage: https://visavisfilm.de/de/work/stock-footage/schloss-charlottenburg

 

Bildquelle: Via Wikipedia von I, Times, CC BY-SA 3.0