Einfluss gesunkene Bauzinsen auf den Immobilienmarkt
Portrait Michael Keller DIA
Michael Keller, Spezialist für Baufinanzierung, Dr. Klein

Sinkende Bauzinsen und wie sie den Immobilienmarkt beeinflussen

Nach einer Periode ungewöhnlich hohen Bauzinsen, die 2023 Spitzenwerte von über 4,5 % erreichten und die jährliche Darlehensannuität oft auf bis zu 7 % ansteigen ließen, erleben wir nun wieder einen Zinsfall auf bis zu ca. 3 %. Dieser Zinsrückgang eröffnet nicht nur allgemein ein gesteigertes Kaufinteresse, sondern führt auch dazu, dass zuvor abgelehnte Finanzierungsanträge in einem neuen Licht gesehen und nun genehmigt werden. Ein Trend, der die Immobilientransaktionen spürbar ankurbelt und sich voraussichtlich 2024 weiter fortsetzen wird. 

Wie nehmen Sie die Veränderungen des Kalenderjahres 2023 zu 2024 wahr?

Michael Keller: Seit dem Ende des Jahres 2023 haben wir eine Veränderung am Immobilienmarkt wahrgenommen, die insbesondere durch die gesunkenen Zinsen geprägt ist. Diese Entwicklung hat das Interesse an Immobilienkäufen spürbar angekurbelt und führte dazu, dass wir viele Finanzierungsanträge, die zuvor nicht genehmigt werden konnten, einer erneuten Prüfung unterzogen und letztendlich bewilligt haben. Diese Dynamik hat einen bemerkenswerten Anstieg der Transaktionen zur Folge gehabt – eine Tendenz, die sich auch 2024 fortsetzt.

Seit Januar 2024 ermöglichen wir unseren Kunden signifikante Zinsersparnisse, mit Baufinanzierungen, die wir nun von bis zu ca. 3 % für eine 10-Jahres-Zinsbindung vermitteln können. Diese attraktiven Konditionen haben die Nachfrage weiter verstärkt, was sich in einer Zunahme von Kaufpreiseinigungen und festgelegten Notarterminen manifestiert. Diese Entwicklung deutet auf eine Steigerung der Transaktionen am Immobilienmarkt hin.

Wie beeinflussen die gesunkenen Bauzinsen den Wert einer Immobilie?

Michael Keller: Die gesunkenen Bauzinsen haben mehrere positive Auswirkungen auf den Immobilienwert. Sie erhöhen die Kaufkraft potenzieller Käufer, indem die Finanzierungskosten gesenkt werden, was die Nachfrage nach Immobilien steigert und potenziell zu höheren Verkaufspreisen führt. Für Investoren werden Immobilien attraktiver, da die günstigeren Zinsen die Rendite von Mieteinnahmen im Vergleich zu den Darlehenskosten verbessern, was ebenfalls die Nachfrage und die Preise erhöht. 

Eine belebte Marktdynamik motiviert Verkäufer, ihre Immobilien anzubieten, und schafft gleichzeitig für Käufer mehr Möglichkeiten. Eigentümer, die von den niedrigen Zinsen durch eine Refinanzierung profitieren, können ihre finanzielle Belastung verringern, was indirekt den Wert ihrer Immobilien steigern kann. Allerdings birgt eine zu starke Spekulation das Risiko einer Marktkorrektur. Insgesamt tragen gesunkene Bauzinsen dazu bei, den Immobilienmarkt zu beleben und können kurz- bis mittelfristig zu einer Wertsteigerung von Immobilien führen.

 

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Wie werden sich die Bauzinsen Ihrer Meinung nach im Verlauf des Jahres entwickeln?

Michael Keller: Die aktuelle Entwicklung deutet darauf hin, dass wir im ersten Halbjahr 2024 eine Seitwärtsbewegung der Bauzinsen erleben werden, mit möglichen geringfügigen Schwankungen um maximal einen halben Prozentpunkt rund um den derzeitigen Durchschnittswert von 3,5 % für eine 10-jährige Zinsfestschreibung. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Jahr 2024 nicht weiter erhöhen wird. Vielmehr konzentriert sich die Diskussion darauf, wann eine Senkung der Leitzinsen durch die EZB erfolgen könnte. 

Solche Erwartungen sind bereits in den aktuellen Bauzinsen reflektiert, da der Markt eine solche Entwicklung Ende 2023 vorweggenommen hat. Eine Leitzinssenkung, die von der weiteren Entwicklung der Inflation und der Konjunktur im Euroraum abhängt, könnte die Bauzinsen weiter dämpfen, insbesondere wenn die Inflation schneller als erwartet sinkt.

Was sollte ich bei der Baufinanzierung unbedingt beachten?

Michael Keller: Eine Baufinanzierung ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Planung und Berücksichtigung zahlreicher Faktoren erfordert. Zu den Kernaspekten einer soliden Baufinanzierung gehört zunächst die Berücksichtigung der Kaufnebenkosten, die idealerweise aus dem Eigenkapital bezahlt werden sollten und rund ca. 10 bis 15 % des Kaufpreises betragen. Es ist wichtig zu verstehen, dass die günstigste Finanzierungsoption nicht zwangsläufig die beste für Ihre individuelle Situation ist. Eine Finanzierung sollte zu Ihren finanziellen Anforderungen passen und Optionen wie Sondertilgungen oder Tilgungssatzwechsel bieten können, die trotz eines möglichen Zinsaufschlags langfristig vorteilhaft sein könnten. 

Die Einbringung von Eigenkapital senkt das Risiko für die Bank und verbessert die Konditionen Ihrer Finanzierung. Eigenleistungen können die Kosten weiter reduzieren, erfordern jedoch realistische Einschätzungen Ihrer Fähigkeiten. Weitere Aspekte wie die Nutzung von Fördergeldern, die Zinsbindungsdauer und die strategische Aufteilung des Darlehens sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Die KFW stellt aktuell attraktive Kreditprogramme zur Verfügung für den Erwerb, Neubau oder Modernisierung von Immobilien. Wir können nur jedem Immobilieninteressent empfehlen sich über die Programme zu informieren. Angesichts der langfristigen finanziellen Verpflichtungen, die mit einer Baufinanzierung einhergehen, ist eine persönliche Beratung durch einen Fachmann unerlässlich, um eine auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Finanzierungslösung zu finden.

Über den Autor:

Michael Keller – Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Berlin, kennt den Markt der Baufinanzierung seit über 30 Jahren

Dr. Klein Privatkunden AG
Michael Keller

Keithstraße 26
10787 Berlin

Tel.: 030 – 21 99 98 88
Fax: 030 – 21 99 98 11
E-Mail: michael.keller@drklein.de

www.drklein.de

 

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