Liquiditätssicherung und Absicherung gegen Forderungsausfälle
Sascha Finck von der DVAG ist Unternehmensberater. Ein häufiges Thema gerade in nicht so großen Unternehmen ist die Liquiditätssicherung und -planung. Als Soll-Versteuerer die USt auf Rechnungsbasis monatlich abführen zu müssen, die Rechnungen aber erst nach Monaten oder vielleicht erst nach Prozessen oder sogar nie bezahlt zu bekommen, kann problematisch werden.
Als Anwalt habe ich das lange genug begleitet. Gerade in stark wachsenden Unternehmen ist im Auseinanderfallen dieser Termine ein Gefahrenpotential enthalten, das Gründer, die sich auf die Inhalte ihres Geschäfts konzentrieren, vielleicht erst wahrnehmen, wenn es zu spät ist.
Factoring, also der Forderungsverkauf, macht Sinn, wenn die Kosten nicht zu hoch sind und es einen echten Mehrwert bietet. Darum geht es im heutigen Gastbeitrag:
Factoring für Handwerk und Mittelstand
Vor ca. 7 Jahren kam ich erstmals mit dem Thema des Abrechnungs- & Forderungsmanagements, sowie des Factorings in Kontakt.
Vornehmlich ein Thema, welches von Ärzten und größeren Unternehmen genutzt wurde, kam die Idee auf diese, Dienstleistung auch Klein- und mittelständischen Unternehmen leichter zugänglich zu machen.
Gerade die Handwerksbranche war dabei ein wichtiger Partner, klagen doch viele Handwerker über mangelnde Zahlungsmoral von Kunden und Auftraggebern.
Diesen offenen Rechnungen hinterherzujagen ist oftmals zeitaufwändig, nervenaufreibend und kann, gerade für kleinere Betriebe, zur Existenzgefahr werden, falls nicht ausreichend Kapitalreserven verfügbar sind.
Wie funktioniert Factoring?
Beim Factoring wird die Rechnung vom Unternehmen nach erbrachter Leistung an einen Finanzdienstleister geschickt. Dieser kauft die Rechnung nach einer Prüfung an und zahlt den Rechnungsbetrag in der Regel innerhalb von 24-48 Stunden an das Unternehmen aus.
Der Endkunde bezahlt normal im Rahmen der vorgegebenen Zahlungsziele von bis zu 90 Tagen direkt an den Factoring-Anbieter.
Das Unternehmen, welches seine Rechnung verkauft, zahlt dafür am Monatsende eine kleine prozentuale Gebühr auf die Gesamtsumme aller angekauften Rechnungen.
Echtes und unechtes Factoring?
Auch beim Factoring gibt es wichtige Unterschiede zu beachten.
Oftmals wird ein günstigeres „unechtes“ Factoring angeboten, bei dem zwar die Rechnung aufgekauft wird, der Unternehmer aber weiterhin das Ausfallrisiko trägt.
Das heißt, sollte der Endkunde die Rechnung doch nicht bezahlen, kommt es zu Rückforderungen der Zahlung seitens des Factoring-Unternehmens. Hier kann man also eher von einem vorläufigen Kredit sprechen, der dem Unternehmen zwar das Geld vorab auszahlt, aber nicht aus dem so wichtigen Zahlungsausfallrisiko entlässt.
Beim echten Factoring übernimmt der Kreditor, also das Factoring-Unternehmen, das Ausfallrisiko des Debitors/ Endkunden und sorgt somit dafür, dass der Unternehmer seinen Fokus auf die gewinnbringenden Tätigkeiten legen kann.
Im besten Fall bietet das Factoring-Unternehmen dabei eine so genannte All-In-Gebühr an, welche sämtliche anfallenden Kosten in einer fixen prozentualen Rate vereint und so Transparenz für seine Kunden bietet. Die Höhe dieser Gebühr richtet sich dabei in der Regel nach der jährlichen Umsatzgröße und der damit verbundenen Gesamtrechnungshöhe.
Factoring für Neugründungen
Das Thema Factoring ist an dieser Stelle gerade für neugegründete Unternehmen interessant.
Hier ist zu beachten, dass Neugründungen, welche jünger als zwei Jahre sind, im Prüfungsprozess aufgrund fehlender aussagekräftiger Zahlen vor etwas größeren Herausforderungen stehen. Grundsätzlich gibt es aber auch hier Möglichkeiten, durch BWAs und im besten Falle auch bereits einem Jahresabschluss zu einem positiven Ergebnis zu kommen.
Factoring für alle?
Nicht nur das Alter des Unternehmens spielt beim Factoring eine Rolle, sondern auch die Branche. Ausschlüsse gibt es zumeist in Sparten, welche mit sensiblen Kundendaten arbeiten, bspw. im juristischen Bereich.
Auch das Bauhauptgewerbe ist eine nicht faktorable Branche, da hier in solch hohen Rechnungsvolumina gearbeitet wird, dass dies für den Kreditor meist nicht tragbar ist.
Für das Bauhauptgewerbe gibt es mittlerweile jedoch auch Lösungen, die zwar kein vollumfängliches Factoring darstellen, dem Unternehmen aber generell Aufwand mit Rechnungs- und Mahnwesen abnehmen und zusätzlich mittelfristig das Risiko des Zahlungsausfalls zu minimieren.
Grundsätzlich ist das Thema Factoring für all die Unternehmen interessant, welche auf Rechnung arbeiten und sich jederzeit ihre Liquidität garantieren wollen. Gerade für Klein- und mittelständische Unternehmen sind konstanter Cash-Flow, Bank-Scoring für Finanzierungen und die Möglichkeit, jederzeit Skonto zu nutzen, unabdingbare wirtschaftliche Faktoren.
Sascha Finck
Unternehmensberater zu den Themen Liquiditätsoptimierung, Mitarbeiterbindung und Absicherung
DV Deutsche Verrechnungsstelle GmbH
Tel.: 0176 – 41 01 01 64
Sascha.Finck@dvag.de
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