Vorwort zum IVD Plus Magazin 2019 der Vorstandsvorsitzenden Kerstin Huth

IVD BB Mitgliederversammlung 2020 – Bericht der Vorsitzenden Kerstin Huth

Der Berufsverband blickt auf eine informative, beschlussstarke Mitgliederversammlung zurück, die am 27. Oktober 2020 im Auditorium Friedrichstraße mit einer treuen Mitgliederschar stattfand, die noch der aktuellen Corona-Situation trotzten. Es war ein Glück, diese Veranstaltung vor einem erwarteten Lockdown 2.0 noch durchführen zu können und der Dank gilt den geduldigen Teilnehmern. Hier lesen Sie den Bericht der Vorsitzenden. Es gilt das gesprochene Wort.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es freut mich, dass Sie trotz der aktuellen Umstände unserer Einladung gefolgt sind. Das ist ein besonderer Vertrauensbeweis. Diese satzungsgemäß geforderte Mitgliederversammlung digital durchzuführen, wäre sehr aufwändig und teuer gewesen, da man dafür ein rechtssicheres Verfahren zur Online-Authentifizierung benötigt. Vermutlich wird es aber 2020 die letzte IVD-Veranstaltung in Berlin sein, bei der wir uns persönlich treffen. Das Virus ist mit voller Wucht zurück und ein erneuter Lockdown oder zumindest ähnlich tiefgreifende Eingriffe sind hoch wahrscheinlich. Mit etwas Glück dürfen wir Sie noch zu einem weihnachtlichen Outdoor-Event einladen. Schön wäre es.

Neben der 2. Corona-Welle sind in den vergangenen Monaten noch einige andere Wellen über die Branche hereingebrochen. Von leichter Brandung bis zum Tsunami war alles dabei…

Allen voran natürlich die sogenannte Barley-Welle des harten Bestellerprinzips und der grünen Welle einer Deckelung auf 1,68 Prozent, denen wir sehr gut Widerstand geleistet haben. Das Gesetz zur Verteilung der Maklerkosten, mit der Beibehaltung beziehungsweise Privilegierung der Doppeltätigkeit wurde vom Bundestag am 23. Mai 2020 beschlossen und tritt am 23. Dezember 2020 in Kraft. Jetzt gilt es, diejenigen Mitglieder, die noch keine Erfahrung mit der Doppeltätigkeit gesammelt haben, einzuschwören und fit zu machen für die paritätische Provisionsteilung. Die Deutungshoheit zu diesem Thema lassen wir uns von niemandem streitig machen.

Der IVD packt aktuell einen Kampagnen-Koffer für den Surfkurs, der den Mitgliedern eine breite Hilfestellung geben und die Verbraucher über die neuen Regelungen aufklären wird. Dieser beinhaltet Fotomotive für Print- und Online-Marketing, ein Erklär-Video, Landingpages, Broschüren über die „10 Gründe für einen Qualitätsmakler“ bis hin zu ausführlichen Anwendungshinweisen und vieles andere mehr. Wir werden die Kampagne in den nächsten Tagen und Wochen breit streuen.

Baukindergeld

Auf der Welle des Baukindergeldes konnte der IVD sehr erfolgreich reiten. Wir waren lange der einzige Verband, der das Baukindergeld in seiner positiven Wirkung anerkannt hat. Und wir waren der erste Verband, der sich vor dem Hintergrund der Corona-Einschränkungen beim wohnungswirtschaftlichen Rat des Bundesinnenministeriums für eine Verlängerung der Laufzeit des Baukindergeldes ausgesprochen hat. Mit Erfolg! Auch wenn wir uns mehr erhofft hätten: das Bundeskabinett hat kürzlich die Verlängerung um drei Monate beschlossen.

Es droht eine weitere Welle: Umwandlungsverbot

Vor wenigen Woche fand die Zwischenbilanzkonferenz der Baulandkommission unter Beteiligung unseres Präsidenten Jürgen Michael Schick statt. Dort berichtete der parlamentarische Staatssekretär Volkmar Vogel betont beiläufig, dass die Baugesetzbuch-Novelle derzeit in einem zweiten Entwurf überarbeitet werde. Später sickerte durch, dass im Zuge dessen der neue §250, der die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen nahezu unmöglich gemacht hätte, gestrichen worden ist. Das wäre ein großer Erfolg der politischen Arbeit des IVD gewesen, denn wir waren auch hier der einzige Verband, der sich frühzeitig dieses Themas angenommen und konsequent auf die erheblichen Kollateralschäden eines solche Genehmigungsvorbehaltes hingewiesen hat. Die Welle überrollt uns allerdings doch noch, denn ganz aktuell wird bekannt, dass die Union der Drohkulisse, die von der SPD in den vergangenen Tagen errichtet wurde, nicht standhält.

Auch für die Verwalter gibt es noch einige Wellen zu meistern: Die WEG-Reform steht kurz bevor.

Direkt nach der parlamentarischen Sommerpause hat die WEG-Reform völlig unerwartet hohes Tempo aufgenommen. Abweichend vom ursprünglichen Gesetzesentwurf, in dem viele unserer Anliegen zur effizienteren und rechtssicheren Verwaltertätigkeit umgesetzt wurden, brachte der Rechtsausschuss kurzfristig und ohne jegliche Beteiligung der Immobilienverbände einen Änderungsantrag ein, der vom Bundestag beschlossen und vom Bundesrat angenommen wurde. Nach wie vor überwiegen die positiven Seiten der WEG-Novelle, doch sind die kurzfristig vorgenommenen Änderungen teilweise einschneidend. Insbesondere die grundlose Abberufung des Verwalters untergräbt jegliche Planungssicherheit für ein Verwalterunternehmen.

Ein weiterer Kritikpunkt: Das Gesetz räumt dem Beirat nunmehr eine Überwachungsfunktion über den Verwalter ein. Die unbestimmte Formulierung öffnet Tür und Tor für eine weitgehende Interpretation der Beiratsfunktion. Es ist bekannt, dass das Verhältnis zwischen Beirat und Verwalter bereits derzeit sehr konfliktbeladen ist und die gesetzliche Aufgabenzuweisung für den Beirat in der Praxis häufig überschritten wird. Dies wird sich weiter verstärken.

Das Recht der Eigentümergemeinschaft auf einen zertifizierten Verwalter kam zwar auch völlig überraschend in die Novelle, ist aber letztlich als Erfolg unserer konsequenten politischen Arbeit zu werten. Seit einem Jahrzehnt fordern wir den gesetzlichen Fachkundenachweis für Verwalter (und Makler). Nun ist er im WEG verankert und es gilt jetzt, an der Ausgestaltung der Prüfungsordnung und -inhalte mitzuwirken. Mit unserem Bildungsinstitut und den IVD-Akademien EIA und DIA sind wir da bestens aufgestellt.

Berliner Mietendeckel hatte schon Tsunami-Ausmaße

wird aber Anfang des Jahres hoffentlich für verfassungswidrig erklärt und zuvor die bevorstehende Absenkung ausgesetzt. Auf die daraus resultierende Arbeit wollen wirklich alle gern verzichten.

Allerdings plant die SPD schon jetzt einen bundesweiten Mietendeckel. Das wird sicher eines der großen Themen für 2021 sein. Wohl kein anderes Thema hat uns besonders als Regionalverband in Sachen Öffentlichkeitsarbeit gefordert wie diese Amokfahrt des Berliner Senats. Vom Zeitungsartikel, Fernsehauftritt bis zu einer Demonstration am Brandenburger Tor war alles dabei. Dann folgte die Aufklärungsarbeit nach innen mit mehreren Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern um den letzten Jahreswechsel.

Die Digitalisierungswelle rollt

Wenn man der beispiellosen Krise, in der wir uns seit Monaten befinden, etwas Positives abgewinnen will, dann ist es sicherlich die unerwartete Digitalisierungswelle. Im Makler- oder Verwaltungsbüro, oder auch beim IVD: die Entwicklung geht schneller und das ist auch gut! Weiterbildung online, die sogenannten Webinare, sind schon länger im Angebotsportfolio des IVD Bildungsinstituts in Berlin. So konnten wir relativ zügig das Angebot ausbauen und unsere Mitglieder und Kunden auf den Weg in die Online-Weiterbildung konstruktiv und mit langen Atem begleiten. Ich weiß das ist nicht immer einfach. Allerdings bin ich überzeugt, dass wir auch nach der Coronakrise dieses Segment neben den Präsenzangeboten weiter anbieten werden. Besonders gefreut hat mich, dass sich auch unser bekannter IVD Clubabend als Onlineformat mehrfach bewährt hat. Besonders in diesem Punkt möchte ich hier dem hauptamtlichen Team des Verbandes und des IVD Bildungsinstituts sowie einigen besonders engagierten Trainern meinen großen Dank aussprechen. Das unermüdliche Engagement, gute Veranstaltungen online anzubieten, hat uns im dritten Jahr der Weiterbildungsverpflichtung einen sehr wichtigen Dienst erwiesen. Zudem wurde der Bestand des Bildungsinstituts nicht nur in der Krise gesichert, sondern ein ganz neuer Geschäftszweig aufgebaut, in welchen wir auch in den kommenden Jahren im Sinne unserer Kunden investieren werden.

Ausblick 2021

Der Zensus ist auf 2022 verschoben, wir werden uns also gemeinsam mit dem Bundesverband auf die Themen konzentrieren, auf die wir im Bundestagswahlkampf und für die Berliner Abgeordnetenhauswahlen setzen werden. Wir wollen dabei im Gegensatz zum Berliner Senat, der ständig das Gegeneinander befördert, eine „Sowohl-als-auch“-Welle anstoßen: Mieterschutz und Eigentumsförderung, Eigentum und Klimaschutz, Wohlstand und Gemeinwohl, Verdichtung und Dezentralisierung. Wenn auch Sie sich einbringen wollen, wir freuen uns auf Ihr Engagement und weitere Vorschläge.

Im kommenden Jahr um diese Zeit wird sich bereits die neue Farbenlehre der nächsten Koalition in Bund und Berliner Abgeordnetenhaus abzeichnen: Schwarz-Grün, Grün-Schwarz, Grün-Rot-Rot, Schwarz-Rot oder doch eine Ampel? Wie auch immer die Koalitionsverhandlungen bei beiden Wahlen ausgehen werden, das Immobilienthema wird eine zentrale Rolle dabei spielen. Deshalb rüsten wir uns jetzt, um Antworten zu finden, Alternativen zu bieten und Themen zu setzen, die uns in die Offensive bringen. In der derzeitigen ideologiegetriebenen politischen Stimmungslage in Berlin stehen wir zu oft mit dem Rücken an der Klippe und kämpfen gegen die Brandung. Auch wenn wir als IVD hier viele Erfolge verbuchen können – unser aller Aufgabe ist die Branche zu gestalten, die Wellen zu reiten oder sogar selbst eine ordentliche Welle zu machen. Darauf freue ich mich – zusammen mit Ihnen liebe Kolleginnen und Kollegen.

Ihre
Kerstin Huth

Vorsitzende IVD Berlin-Brandenburg e.V.

 

Bildquelle: IVD