Volle Kraft voraus!

Volle Kraft voraus!

Was Unternehmen nicht alles zur Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tun. Unternehmen versprechen Bonuszahlungen, Sonderprämien, Gehaltserhöhungen. Andere bieten Statussymbole wie dicke Dienstwagen oder schwarze Chefsessel an, um Menschen zu motivieren. Und nach wie vor sind Zuckerbrot und Peitsche beliebt.

 

Wie Sinnorientierung uns antreibt und motiviert

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: ich stoße mich immer an dem Menschenbild, das hinter diesen Anreizen steckt. Brauchen wir wirklich immer Stupser, Hiebe und Streicheleinheiten von anderen, damit wir uns in Bewegung setzen? Mein gesunder Menschenverstand sagt: nein!

Und das bestätigt auch die wissenschaftliche Forschung. Tatsächlich funktioniert Motivation über äußere Anreize nur in ganz begrenzten Fällen und vor allem nur kurzfristig. Häufig gehen solche Versuche schlicht an dem vorbei, wie wir als Menschen funktionieren.

 

Volle Kraft voraus!

 

Motivation mit Belohnung und Strafe? Riskant!

Die Motivationspsychologie sagt: wenn lästige Aufgaben erledigt werden müssen, können äußere Anreize durchaus helfen. Aber diese Belohnungs- und Strafsysteme sind vertrackt, denn sie haben oft eine sehr schädliche Nebenwirkung. Im schlechtesten Fall löschen sie nämlich unsere inneren Motivationsfeuer.

Wer Menschen über Bonuszahlungen, Statussymbole oder Drohungen führt, erreicht vor allem eins: dass Menschen Dinge nur tun, weil sie diese Belohnungen absahnen oder Strafen vermeiden wollen. Das erstickt die wertvollste Motivation im Keim – die Motivation nämlich, die uns aus Lust an der Sache antreibt, ganz ohne äußere Anreize.

Dieses innere Feuer nennen Forscher „intrinsische Motivation“. Sie bewegt Menschen zur Aktion, einfach weil sie tun wollen, was sie eben tun. Hier sind sich alle Studien einig: wer möchte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft motiviert arbeiten, muss die intrinsische Motivation in ihnen wecken!

 

Ein inneres Feuer: Am Schluss motivieren wir uns immer selbst

Wenn man Motivation übersetzt, dann bedeutet das Wort „Antriebskraft“. Aus wissenschaftlicher Sicht ist Motivation ein emotionaler und neuronaler Antrieb, aktiv etwas zu tun. Motivation ist also in erster Linie eine Aktivierung, ein wünschenswertes Ziel zu verfolgen. Ursprünglich geht das Wort auf das lateinische „movere“ zurück. Das heißt „bewegen“. Menschen brauchen also immer einen Beweggrund – ein Motiv – das sie dazu bringt, zu handeln. Erst dann kommt die Umsetzung!

Sie merken es vielleicht schon – eigentlich kann niemand „uns motivieren“. Am Schluss sind es immer wir selbst, die sich in Bewegung setzen müssen. Schließlich sind wir als Menschen keine Maschinen. Es ist nicht möglich, bei uns einen Hebel umzulegen, der uns in Bewegung versetzt. Sondern wir sind komplexe Systeme. So unterschiedlich wir als Menschen sind, so unterschiedlich sind auch unsere Motivationsbedürfnisse. Allen Menschen gemein ist aber, dass sie dann zur Höchstleistung fähig sind, wenn sie auf Grundlage ihrer intrinsischen Motivation handeln.

Tatsächlich motiviert uns nichts mehr als Sinn, Interesse und Leidenschaft. Denken Sie an Kinder: die spielen stundenlang mit Bauklötzen oder im Sandkasten, obwohl niemand sie „motiviert“. Oder Gründer von Start-Ups. Die sitzen tage- und nächtelang in engen Büros und schuften wie die Blöden – obwohl sie für mehr Geld und mit weniger Arbeitszeit irgendwo als Angestellte arbeiten könnten. Oder Vereinsmitglieder: die setzen sich oft ehrenamtlich ein, einfach weil sie sinnvoll finden, was sie tun! All diesen Beispielen ist gemein, dass Menschen am liebsten tun, worin Sie einen Sinn sehen. Das trägt viel weiter als materielle Belohnungen.

 

Drei Fragen als Türöffner

Ich sage immer: „Motivation ist eine Tür, die man nur von innen öffnen kann. Nur manchmal ist es hilfreich, wenn einer von außen anklopft.“ Wenn Sie also Ihre Mitarbeiter loben oder tadeln, ihnen ein höheres Gehalt oder einen Bonus in Aussicht stellen, dann kann das ein Anreiz sein. Aber am Schluss müssen diese Menschen eben immer selbst entscheiden, ob sie die „Motivations-Tür“ aufmachen oder nicht. Wer also wirklich an die Quelle der Motivation möchte, muss jenseits von Zuckerbrot und Peitsche und Bonifikationen denken. Viel wirksamer ist es in aller Regel, Menschen drei Fragen zu stellen:

Erstens: „Warum tust Du, was Du tust?“ Motivierte Menschen wissen, warum sie tun, was sie tun. Deshalb ist wichtig, im Team, Unternehmen oder Verband über den Sinn zu sprechen, den Menschen in ihrer Arbeit sehen. Sie werden feststellen: bei der Frage geht sofort die Energie im Raum hoch. Denn wer klar hat, was ihn oder sie antreibt, zapft die Energie des inneren Motivations-Feuers direkt an.

Zweitens: „Was tust Du gerne?“ Wer diese Frage stellt, wird im ersten Moment oft Schweigen ernten. Denn viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gewöhnt daran, einfach nur auszuführen. Die haben oft vergessen, worauf sie Lust haben. Aber wenn die Antwort kommt, dann leuchten oft die Augen. Sie werden feststellen, dass es meist gar nicht so schwer ist, inneren Wunsch und äußere Anforderungen zusammenzubringen. Und wenn das gar nicht geht, ist Ihr Teammitglied vermutlich am falschen Platz.

Drittens: „Was brauchst Du, um Höchstleistung zu erzielen?“ Wenn Sie das fragen, werden Sie sehr konkrete Antworten bekommen. Die Favoriten sind: ein nettes, faires, motiviertes Team. Schöne Büroräume. Gestaltungsmöglichkeit bei der Arbeit. Regelmäßige Auszeiten. Alles (hoffentlich) erfüllbar. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie über diese Themen sprechen. Denn wenn Ihr Team klar hat, was es braucht, um motiviert zu arbeiten, braucht es oft nur kleine Veränderungen, um aus dem Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Wenn Sie mit diesen drei Fragen in den Dialog mit Ihrem Team gehen werden Sie neue Ideen generieren, Energien freisetzen und dann volle Kraft voraus!

 

Autorin: Nicola Fritze

 

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