Wohnraumentwicklungen in Berlin
Mit dem anhaltenden Bevölkerungswachstum hat sich Berlin verändert: Berlin ist in den letzten Jahren jünger geworden und es wohnen deutlich mehr Familien in der Stadt. Im selben Zeitraum sind auch die Haushaltseinkommen gestiegen. Die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt haben mit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung allerdings nicht schrittgehalten.
Die knappe Wohnbautätigkeit führt dazu, dass es kaum Angebote gibt, die den Ansprüchen und Erwartungen einer heute finanziell besser gestellten, aber deshalb noch lange nicht wohlhabenden Bevölkerung gerecht würde. Wer heute freiwillig oder unfreiwillig eine neue Wohnung sucht, muss sich in der Regel zwischen veralteten Bestandswohnungen oder teuren Neubauwohnungen entscheiden. Wer seinen Wohnflächenbedarf anpassen oder den Wohnstandard etwas anheben will, findet häufig keine passenden Angebote.
Das sozialwissenschaftliche Planungs- und Entwicklungsbüro Zimraum hat in Kooperation mit dem REM Real Estate Management der TU Berlin die Studie
«Wohnraumentwicklungen in Berlin. Erwartungen und Güterabwägungen der Einwohner»
publiziert. Die Studie beruht auf den Antworten von 900 zufällig ausgewählten Einwohnerinnen und Einwohnern Berlins, die zu ihrer Haltung zur baulichen Verdichtung, der Bedeutung von Wohnumfeldern, ihren Erwartungen an Wohnungen und ihren Ansprüchen an die Bewirtschaftung befragt wurden.
Die Studie sucht Antworten auf die Frage, wie gesellschaftliche, wirtschaftliche und bauliche Entwicklungen besser aufeinander abgestimmt werden können. Sie zeigt auf, wie das Vertrauen in den Berliner Wohnungsmarkt gestärkt werden kann und wie die Projektentwicklung und Bewirtschaftung zur Akzeptanz von Entwicklungs- und Transformationsprozessen beitragen können.
Die Befragung zeigt, dass Berliner offen sind für eine gesellschaftlich durchmischte Entwicklung, dass sie das Mit- und Nebeneinander von Zuzüglern und Alteingesessenen durchaus schätzen, und dass eine bedachte Aufwertung des Wohnungsangebots durchaus erwünscht wäre.
Berliner akzeptieren neue Entwicklungen dann, wenn sie durchmischt und für breite Schichten zugänglich sind. Entscheidend ist letztlich, dass bauliche Veränderungen die von den Einwohnern geschätzten Quartierqualitäten nicht beeinträchtigen: wenn sonst wenig stimmt, soll wenigstens das Ansprechende am Wohnumfeld erhalten werden.
Die Studie kann HIER heruntergeladen werden.
Für Schnellleserinnen und -leser sind die Fragestellung und Erkenntnisse für die Projektentwicklung und Bewirtschaftung von Siedlungen und Immobilien in den Kapiteln 1 und 8 zusammengefasst.
Die Studienautorin, Dr. Joëlle Zimmerli, ist seit 2018 am REM als Dozentin zum Thema Stadtsoziologie tätig. Sie ist Inhaberin der Zimraum GmbH und mit ihrer Firma in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich tätig. Sie präsentiert die Ergebnisse der Studie am April-Clubabend des IVD Berlin-Brandenburg.